Kann man es sich noch leisten, zu bauen?

Im Frühjahr 2020 begann der größte Preisanstieg für Baumaterialien in den letzten 20 Jahren.

Zunächst stiegen die Preise für Bauholz um bis zu 84% gegenüber dem Vorjahresmonat, bald zogen die Preise für Baustahl, Bitumen und Dämmstoffe, dann Stahl, Glas und Photovoltaikelemente mit einer Steigerung um 20-54% nach.

Grund für die Preissteigerungen waren pandemiebedingte Produktionsausfälle und unterbrochene Lieferketten. Zusätzlich aber auch der Bauboom in den USA und China, wodurch verstärkt Baustoffe aus Europa nachgefragt und aufgekauft wurden.

Problematisch war hier nicht nur die Preissteigerung an sich, sondern die Unabsehbarkeit der Preisentwicklungen. So wurden von den Baustoffhändlern teilweise nur noch Tagespreise ausgegeben und Liefertermine konnten nicht genannt werden. Ein Kalkulieren von Baukosten und Bauzeiten war, und ist teilweise noch, im Prinzip nicht möglich.

Der Bau oder die Sanierung des Eigenheims ist für die meisten Bauherren ohnehin schon das wichtigste, aber auch das kostenintensivste, Projekt in ihrem Leben.

Wenn der Bauherr von vorneherein weiß, dass sein Bau z.B. um 15% teurer wird und 10% mehr Zeit in Anspruch nimmt, als es in 2019 der Fall gewesen wäre, kann er mit den Zahlen und Daten kalkulieren und sich entscheiden, ob er bauen / sanieren möchte oder lieber nicht.

Weiß er vorher nicht, wie teuer sein Bauvorhaben am Ende werden und wie lange es bis zur Fertigstellung dauern wird, kann er nicht einschätzen, ob das Projekt in seinem Budget liegt oder nicht. Er hat dann die Möglichkeit, entweder gar nicht zu bauen, oder geht das Risiko ein, am Ende schlimmstenfalls in finanzielle Schieflage zu geraten. Das ist nicht nur für den Bauherren, sondern auch für die Handwerker ein schwieriger und unbefriedigender Umstand.

Viele Immobilienbesitzer und Bauwillige fragen sich nun, ob es nicht sinnvoller ist, mit der gewünschten Bau- oder Sanierungsmaßnahme zu warten, bis die Preise wieder fallen. Damit ist jedoch nicht zu rechnen.

Aber es gibt Hoffnung: Zwar werden die Preise sicher nicht auf das Niveau von Anfang 2020 zurück fallen, aber es ist eine Stabilisierung bei der Verfügbarkeit und bei den Preisen abzusehen.

So ist der Preis für z.B. Bauholz wieder gefallen, da die Versorgungsengpässe zum Teil langsam wieder einer besseren Verfügbarkeit weichen. Es gibt jedoch auch immer noch Holzarten, für die vom Großhändler keine Liefertermine ausgegeben werden können.

Mit weiteren Preissteigerungen ist auch in 2022 dennoch zu rechnen. Reinhard Quast, der Präsident des Baugewerbe-Verbands ZDB sagte zu diesem Thema kürzlich der DPA: „Es gibt keine Entwarnung, die Baupreise werden weiter steigen“. Er bringt dies mit den steigenden Energiepreisen, die Stahl und Beton verteuern, in Verbindung. Außerdem würde die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes und der Fachkräftemangel am Bau zu einer Verteuerung der geleisteten Arbeitsstunden führen. Erwartet wird eine Preissteigerung um ca. 4% im Jahr 2022.

Es ist also die Frage, welche Möglichkeiten gefunden werden können, um das Bauen oder Sanieren weiterhin erschwinglich und kalkulierbar zu machen.

Hier finden Sie Tipps, wie man günstiger und kalkulierbar bauen/sanieren kann:

  1. Kompakt und platzsparend bauen: Jeder Quadratmeter Wohnraum kostet zusätzliches Geld. Dabei kann man auf die Gestaltung von flexiblen Grundrissen zurückgreifen, das heißt Räume schaffen, die mehrere Nutzungen in sich vereinen können. Alternativ kann man offene Grundrisse planen, denn je weniger Wände und Türen eingebaut werden, desto weniger Materialkosten fallen an.
  2. Innenausstattung und Sonderausstattung: Bei der Innenausstattung kann zunächst auf günstigere Wand- und Bodenbeläge zurückgegriffen werden. Hier kann man ggf. später beim Renovieren zu höherwertigeren Materialien greifen. Auch eine PV-Anlage, eine Sauna, eine Terrassenüberdachung, eine Garage oder ein Gartenhaus können später nachgerüstet oder errichtet werden.
  3. Eigenleistung erbringen: Nicht jeder Bauherr ist handwerklich begabt, aber auch, wer eher ungeschickt ist, kann z.B. Bodenbeläge und Tapeten selber entfernen. Dann können die teuren Handwerkerstunden hierfür gespart werden.
  4. Förderanträge auf zwei Jahre strecken: Es ist mit dem iSFP (individuellen Sanierungsfahrplan) möglich, z.B. in zwei aufeinander folgenden Jahren zwei Anträge für dasselbe Gebäude zu stellen. Die Fördersumme kann so erhöht werden.
  5. Bei Neubau auf einen Keller verzichten: Obwohl ein Keller sicher praktisch ist, ist er als reiner Stauraum sehr teuer. Alternativ können der Dachboden, die Garage oder der Schuppen genutzt werden.
  6. Eine Vereinbarung von Festpreisen mit den bauausführenden Handwerkern kann sicher für Preissicherheit sorgen, wird aber in der Regel für den Bauherren nicht kostengünstiger ausfallen, da der Handwerker das Risiko der Materialpreissteigerung und Energiepreissteigerungen in den Festpreis einkalkulieren muss und wird.

Bei der Planung und Umsetzung Ihres Bau- oder Sanierungsvorhabens hilft das Baunetzwerk Nordhessen e.V. Ihnen gerne weiter. Kontaktieren Sie mich auch gerne über meine Homepage www.bau-steine.de oder unter kontakt(at)bau-steine.de.

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